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Die Kirche ist eine der ältesten Feldsteinkirchen im südöstlichen Mecklenburg. Sie stammt aus der ersten Zeit des Christentums in dieser Gegend und wurde vermutlich um 1180 als spätromanische Wehrkirche gebaut.
                                
                                Dambeck wurde erstmalig 1261
                                urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit war Dambeck schon ein
                                fertiges Kirchdorf und gehörte „zur Diöcese Havelberg
                                und zum Archidiakonat der Neustadt Röbel mit einem
                                eigenen Pleban (Prediger) Henricus“, wie es im Meckl.
                                Jahrbuch  beschrieben wird. Es ist also davon
                                auszugehen, dass diese alte Kirche bis dahin schon 2 oder
                                3 Menschen Generationen hindurch gedient hat.
                            
 
   
                            Rekonstruktionsversuch (Schautafel an der Kirchenruine vom Landkreis Müritz)
                                 
   
                            
Kirchruine Dambeck – Ostgiebel mit Sakristei und Priesterpforte um 1920
                                
                                Der Warnemünder Photograph Karl
                                Eschenburg (1900 – 1947) fotografierte diese Ansichten
                                der Dambecker Kirchruine, als er zwischen 1928 und 1932
                                mit seinem Kleinwagen und seiner 9×12 Plattenkamera
                                Mecklenburg bereiste.
                                Im 12. Jh. gab es in dieser Gegend noch keine Brennöfen
                                für Ziegel, daher ist die Kirche ausschließlich mit
                                Feldsteinen (Granitverschiebe) errichtet worden. Die
                                Außenflächen der Mauern und die Rundbögen der
                                Öffnungen bestanden aus Granitquadern, die exakt behauen
                                und geschichtet wurden und auf eine ehemals große
                                Portalkunst hinweisen, besonders bei den Bögen.
                            
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Das Bodenpflaster und das Gewölbe über dem Chorraum waren so ausgeführt, ebenso das noch vorhandene Gewölbe über der Sakristei.
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Sakristei mit intaktem Deckengewölbe
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                                Das Besondere ist, das der Chorraum
                                früher ohne Zweifel ein halbkugelförmiges Gewölbe
                                trug, welches den ganzen Raum überdeckte. Dieses kann
                                man an den glatten abgerundeten Widerlagern aus
                                Feldsteinen erkennen, die in den vier Ecken stehen und
                                oben an den Ringmauern, welche sich mehr zur Rundung
                                neigen. Später wurde der Chor mit einer Balkendecke und
                                mit einem Strohdach versehen.
                                Die Innen-Wände waren aus kleinen Steinen in Kalkmörtel
                                gebaut. Auch von Wandmalerei berichtet Archivrat
                                Lisch-Schwerin im Mecklenburger Jahrbuch von 1850 :
                                „Merkwürdig sind die Reste einer uralten Wandmalerei,
                                welche mit dem Bau von gleichem Alter zu sein scheint.
                                Unter den Gewölbekappen zeigen die Seitenwände
                                regelmäßige Halbkreise oder Rundbogen. Dieser die
                                Seitenwände unter den Gewölbekappen begrenzende
                                Rundbogen ist auf einem uralten, sehr dünnen, groben
                                Kalkputz mit einer Borde verziert, welche ungefähr ¾
                                Fuß breit ist. Sie besteht aus einer doppelten Reihe
                                rechts hinlaufender Rauten, welche abwechselnd und
                                entgegengesetzt dunkelrot und hellgelb (oder weißlich)
                                sind. Diese Borde ist in allen Linien durch nicht tiefe,
                                aber scharfe Fugen abgegrenzt. Zu beiden Seiten läuft
                                eine dicke rote Linie parallel. Es sind außerdem noch
                                mehr Spuren von Wandmalerei vorhanden, so z. Bsp. unter
                                den Widerlagern der Gewölbe, jedoch nicht mehr klar zu
                                erkennen.“
                            
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                                Bereits kurz nach dem
                                Dreißigjährigen Krieg (1649) war das Strohdach des
                                Kirchenschiffes eingefallen und auch der neben der Kirche
                                stehende Holzturm. Bei der Kirchenvisitation vom Jahre
                                1649 heißt es:
                                "Dambeck. Die Kirche und das Chor ist von alten
                                Feldsteinen gebawet, ist von 8 gebind mit einem gantz
                                vnduchtigen strohtache, vnd ist das tach über 5 gebinde
                                gantz weg. Ueberm Chor sint auch grosse Lecken. Vorsteher
                                sollen das übrige tach von der Kirchen wegnehmen vnd das
                                Chor damit aussbessern. Vom Thurm negst an der Kirchen
                                von Holtzwerck gebawet ist die Spitze abgefallen und ist
                                darin eine Glocke. Pfarhauss ist nich alhir zu Dambeck
                                sondern zu Karchow."
                            
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Diese Anordnung wurde auch ausgeführt, denn im Jahre 1662 war die Kirche schon wüst. Bis 1662 wurde mit dem Restmaterial das Dach über dem Chorraum ausgebessert und der Verbindungsbogen zwischen Chor und Kirchenschiff vermauert.
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                                Nach den Akten und
                                Kirchenvisitationsprotokollen gehörte die Dambecker
                                Kirche schon immer zu dem ritterschaftlichen Hofe
                                Dambeck, welcher bis in das 17. Jh. ein altes Lehn der v.
                                Freiberg war. Eingepfarrt waren außer dem Hof und Dorf
                                Dambeck die Dörfer Minzow, Karchow und Bütow. Karchow
                                und Bütow hatten eigene Filialkirchen, die Dorfschaft
                                Minzow ging nach Dambeck zur Kirche. Nachdem der Hof und
                                das Dorf Dambeck an eine andere Stelle verlegt wurde,
                                wandten sie sich auch der Filialkirche Karchow zu, da die
                                Kirche in Dambeck verfiel. Und so kam es, daß die Pfarre
                                nach Karchow verlegt wurde. Nur die Dorfschaft Minzow
                                hielt an ihrem Recht fest und besuchte weiterhin die nun
                                alleinstehende Kirche, die einsam und verwunschen am
                                Dambecker See liegt, umgeben von Feld und Wiese.
                            
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                                In einem Zeugenverhör vom Jahre 1687 heißt es :
                                „Frage: Wo die Minzower in die Kirche gehen? Antwort:
                                sie gingen in die sogenandte Dambeker Kirche, so im
                                wüsten Felde und ¼ Meile von ihnen belegen, worin der
                                Karchow'sche Prediger predige“.
                                Archivrat Lisch-Schwerin hat die „Alte Kirche“ einmal
                                besichtigt, als noch Gottesdienst in ihr gehalten wurde
                                und beschrieb sie im Mecklenburger Jahrbuch von 1850
                                (Band 15, Seite 283 – 286) ausführlich, woraus hier
                                Auszüge  wiedergegeben wurden. Im Internet findet man
                                die vollständige Beschreibung.
                                Dr. Schlie fügte um 1900 noch hinzu:
                                „Die jetzige Ausstattung des Chorraumes, soweit sie
                                noch vorhanden ist, lässt den Renaissancestil erkennen,
                                namentlich im Altaraufsatz und in der Kanzel. Der hohe
                                Altaraufsatz enthält acht von Säulen und Pilastern
                                eingefasste Tafeln, auf denen sich ältere bemalte
                                Holzfiguren befinden, die ohne Zweifel einem gotischen
                                Triptychon entnommen sind (vgl. die Altaraufsätze in
                                Gnoien und Prestin). Die Kanzel ist mit den Bildern der
                                vier Evangelisten bemalt.“
                                Als die alte Kirche immer mehr verfiel, baute man 1862 in
                                Minzow im Dorf eine eigene Kirche. Aber noch viele Jahre
                                besuchten die Minzower neben den Gräbern ihrer
                                Angehörigen auf dem alten Friedhof auch die „Alte
                                Kirche“, die noch lange für jeden Besucher offen stand
                                und worin auch Andachten und Gottesdienste gehalten
                                wurden, der letzte 1920.
                            
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                                1954 zerstörte ein Brand das Dach, Teile des Mauerwerks
                                und das restliche Inventar, der durch einen Blitzschlag
                                und die Explosion hier versteckter Munition aus dem 2.
                                Weltkrieg ausgelöst wurde. Seitdem ist dieses
                                bedeutungsvolle Gotteshaus dem Verfall
                                preisgegeben.
                            
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Dabei sollte die Kirchruine Dambeck eigentlich ein Besuchermagnet sein, denn sie ist in ihrer Bedeutung einmalig und wohl die älteste im Lande.
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                                Dieses Foto wurde 1992 von Herbert
                                Wiedbusch aufgenommen, der die Restaurierung der
                                Feldsteinmauer um die Kirche durch die BAB leitete.
                                Einige Jahre zuvor wurde der alte Friedhof von
                                Mitgliedern der LPG Dambeck von Gestrüpp und Wildwuchs
                                befreit, weil die LPG zuvor unerlaubterweise Steine zum
                                Pflastern des LPG-Geländes von der Kirchenruine
                                entwendet hatte. Dadurch machte das Gelände zu dieser
                                Zeit wieder einen gepflegten Eindruck. Die Kirchgemeinde
                                Massow, zu welcher die Kirchruine Dambeck gehört,
                                bemühte sich, diesen gepflegten Zustand zu erhalten und
                                die Kirchruine jährlich zum Pfingstgottesdienst zu
                                nutzen. Aber die Zeit und die Mittel waren knapp und die
                                Natur war schneller. Und so verfiel das Gelände nach dem
                                jährlichen Pfingstgottesdienst wieder in einen
                                Dornröschenschlaf, wucherte zu und verwilderte. Das
                                Gelände wurde für interessierte Besucher unpassierbar
                                und sah  schließlich so aus :
                            
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                                Dichtes Gestrüpp versperrte den Zugang und die Sicht,
                                auch der Innenraum war völlig zugewuchert.
                                Da zur Kirchgemeinde Massow noch weitere Dörfer mit
                                dazugehörigen 6 genutzten Kirchen gehören, steht die
                                ungenutzte Kirchruine auf der Bauliste natürlich an
                                letzter Stelle und ist weit aus dem Fokus gerückt.
                                Aber das soll sich jetzt ändern!
                                Um den weiteren Verfall dieses geschichtsträchtigen und
                                kulturhistorisch wertvollen Gotteshauses zu stoppen und
                                ihm wieder die gebührende Aufmerksamkeit und Beachtung
                                zu schenken, haben wir im Mai 2014 den kleinen
                                Förderverein „Kirchenruine Dambeck e.V.“ gegründet,
                                der aus nunmehr 9 Mitgliedern besteht und sich diesem
                                Vorhaben widmen möchte.