Geschichte

 

 

Kirchruine Dambeck – historische Ansicht der Südseite von 1935

 

 

 

 

Die Kirche ist eine der ältesten Feldsteinkirchen im südöstlichen Mecklenburg. Sie stammt aus der ersten Zeit des Christentums in dieser Gegend und wurde vermutlich um 1180 als spätromanische Wehrkirche gebaut.

 


Dambeck wurde erstmalig 1261 urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit war Dambeck schon ein fertiges Kirchdorf und gehörte „zur Diöcese Havelberg und zum Archidiakonat der Neustadt Röbel mit einem eigenen Pleban (Prediger) Henricus“, wie es im Meckl. Jahrbuch  beschrieben wird. Es ist also davon auszugehen, dass diese alte Kirche bis dahin schon 2 oder 3 Menschen Generationen hindurch gedient hat.

 

Die Kirche lag noch im 18. Jh. im Dambecker Hofacker. Dorf und Gutshaus wurden erst später an ihren heutigen Platz verlegt.
 
  

Rekonstruktionsversuch (Schautafel an der Kirchenruine vom Landkreis Müritz)

 

 

 

 

 

 

Kirchruine Dambeck – Ostgiebel mit Sakristei und Priesterpforte um 1920

 


Der Warnemünder Photograph Karl Eschenburg (1900 – 1947) fotografierte diese Ansichten der Dambecker Kirchruine, als er zwischen 1928 und 1932 mit seinem Kleinwagen und seiner 9×12 Plattenkamera Mecklenburg bereiste.
Im 12. Jh. gab es in dieser Gegend noch keine Brennöfen für Ziegel, daher ist die Kirche ausschließlich mit Feldsteinen (Granitverschiebe) errichtet worden. Die Außenflächen der Mauern und die Rundbögen der Öffnungen bestanden aus Granitquadern, die exakt behauen und geschichtet wurden und auf eine ehemals große Portalkunst hinweisen, besonders bei den Bögen.

 

     

 

Das Bodenpflaster und das Gewölbe über dem Chorraum waren so ausgeführt, ebenso das noch vorhandene Gewölbe über der Sakristei.

 


 

Sakristei mit intaktem Deckengewölbe

 

 

   

 


Das Besondere ist, das der Chorraum früher ohne Zweifel ein halbkugelförmiges Gewölbe trug, welches den ganzen Raum überdeckte. Dieses kann man an den glatten abgerundeten Widerlagern aus Feldsteinen erkennen, die in den vier Ecken stehen und oben an den Ringmauern, welche sich mehr zur Rundung neigen. Später wurde der Chor mit einer Balkendecke und mit einem Strohdach versehen.
Die Innen-Wände waren aus kleinen Steinen in Kalkmörtel gebaut. Auch von Wandmalerei berichtet Archivrat Lisch-Schwerin im Mecklenburger Jahrbuch von 1850 :
„Merkwürdig sind die Reste einer uralten Wandmalerei, welche mit dem Bau von gleichem Alter zu sein scheint. Unter den Gewölbekappen zeigen die Seitenwände regelmäßige Halbkreise oder Rundbogen. Dieser die Seitenwände unter den Gewölbekappen begrenzende Rundbogen ist auf einem uralten, sehr dünnen, groben Kalkputz mit einer Borde verziert, welche ungefähr ¾ Fuß breit ist. Sie besteht aus einer doppelten Reihe rechts hinlaufender Rauten, welche abwechselnd und entgegengesetzt dunkelrot und hellgelb (oder weißlich) sind. Diese Borde ist in allen Linien durch nicht tiefe, aber scharfe Fugen abgegrenzt. Zu beiden Seiten läuft eine dicke rote Linie parallel. Es sind außerdem noch mehr Spuren von Wandmalerei vorhanden, so z. Bsp. unter den Widerlagern der Gewölbe, jedoch nicht mehr klar zu erkennen.“

 

  

 


Bereits kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg (1649) war das Strohdach des Kirchenschiffes eingefallen und auch der neben der Kirche stehende Holzturm. Bei der Kirchenvisitation vom Jahre 1649 heißt es:
"Dambeck. Die Kirche und das Chor ist von alten Feldsteinen gebawet, ist von 8 gebind mit einem gantz vnduchtigen strohtache, vnd ist das tach über 5 gebinde gantz weg. Ueberm Chor sint auch grosse Lecken. Vorsteher sollen das übrige tach von der Kirchen wegnehmen vnd das Chor damit aussbessern. Vom Thurm negst an der Kirchen von Holtzwerck gebawet ist die Spitze abgefallen und ist darin eine Glocke. Pfarhauss ist nich alhir zu Dambeck sondern zu Karchow."

 

 

 

 

Diese Anordnung wurde auch ausgeführt, denn im Jahre 1662 war die Kirche schon wüst. Bis 1662 wurde mit dem Restmaterial das Dach  über dem Chorraum ausgebessert und der Verbindungsbogen zwischen Chor und Kirchenschiff vermauert.

 

  


 
Nach den Akten und Kirchenvisitationsprotokollen gehörte die Dambecker Kirche schon immer zu dem ritterschaftlichen Hofe Dambeck, welcher bis in das 17. Jh. ein altes Lehn der v. Freiberg war. Eingepfarrt waren außer dem Hof und Dorf Dambeck die Dörfer Minzow, Karchow und Bütow. Karchow und Bütow hatten eigene Filialkirchen, die Dorfschaft Minzow ging nach Dambeck zur Kirche. Nachdem der Hof und das Dorf Dambeck an eine andere Stelle verlegt wurde, wandten sie sich auch der Filialkirche Karchow zu, da die Kirche in Dambeck verfiel. Und so kam es, daß die Pfarre nach Karchow verlegt wurde. Nur die Dorfschaft Minzow hielt an ihrem Recht fest und besuchte weiterhin die nun alleinstehende Kirche, die einsam und verwunschen am Dambecker See liegt, umgeben von Feld und Wiese.

 


 

 

 

 

 

 
In einem Zeugenverhör vom Jahre 1687 heißt es :
„Frage: Wo die Minzower in die Kirche gehen? Antwort: sie gingen in die sogenandte Dambeker Kirche, so im wüsten Felde und ¼ Meile von ihnen belegen, worin der Karchow'sche Prediger predige“.
Archivrat Lisch-Schwerin hat die „Alte Kirche“ einmal besichtigt, als noch Gottesdienst in ihr gehalten wurde und beschrieb sie im Mecklenburger Jahrbuch von 1850 (Band 15, Seite 283 – 286) ausführlich, woraus hier Auszüge  wiedergegeben wurden. Im Internet findet man die vollständige Beschreibung.
Dr. Schlie fügte um 1900 noch hinzu:
„Die jetzige Ausstattung des Chorraumes, soweit sie noch vorhanden ist, lässt den Renaissancestil erkennen, namentlich im Altaraufsatz und in der Kanzel. Der hohe Altaraufsatz enthält acht von Säulen und Pilastern eingefasste Tafeln, auf denen sich ältere bemalte Holzfiguren befinden, die ohne Zweifel einem gotischen Triptychon entnommen sind (vgl. die Altaraufsätze in Gnoien und Prestin). Die Kanzel ist mit den Bildern der vier Evangelisten bemalt.“
Als die alte Kirche immer mehr verfiel, baute man 1862 in Minzow im Dorf eine eigene Kirche. Aber noch viele Jahre besuchten die Minzower neben den Gräbern ihrer Angehörigen auf dem alten Friedhof auch die „Alte Kirche“, die noch lange für jeden Besucher offen stand und worin auch Andachten und Gottesdienste gehalten wurden, der letzte 1920.

 


 
1954 zerstörte ein Brand das Dach, Teile des Mauerwerks und das restliche Inventar, der durch einen Blitzschlag und die Explosion hier versteckter Munition aus dem 2. Weltkrieg ausgelöst wurde. Seitdem ist dieses bedeutungsvolle Gotteshaus dem Verfall preisgegeben.

 

 

Dabei sollte die Kirchruine Dambeck eigentlich ein Besuchermagnet sein, denn sie ist in ihrer Bedeutung einmalig und wohl die älteste im Lande.

 

 

Dieses Foto wurde 1992 von Herbert Wiedbusch aufgenommen, der die Restaurierung der Feldsteinmauer um die Kirche durch die BAB leitete.
Einige Jahre zuvor wurde der alte Friedhof von Mitgliedern der LPG Dambeck von Gestrüpp und Wildwuchs befreit, weil die LPG zuvor unerlaubterweise Steine zum Pflastern des LPG-Geländes von der Kirchenruine entwendet hatte. Dadurch machte das Gelände zu dieser Zeit wieder einen gepflegten Eindruck. Die Kirchgemeinde Massow, zu welcher die Kirchruine Dambeck gehört, bemühte sich, diesen gepflegten Zustand zu erhalten und die Kirchruine jährlich zum Pfingstgottesdienst zu nutzen. Aber die Zeit und die Mittel waren knapp und die Natur war schneller. Und so verfiel das Gelände nach dem jährlichen Pfingstgottesdienst wieder in einen Dornröschenschlaf, wucherte zu und verwilderte. Das Gelände wurde für interessierte Besucher unpassierbar und sah  schließlich so aus :

 

 

 
 
Dichtes Gestrüpp versperrte den Zugang und die Sicht, auch der Innenraum war völlig zugewuchert.
Da zur Kirchgemeinde Massow noch weitere Dörfer mit dazugehörigen 6 genutzten Kirchen gehören, steht die ungenutzte Kirchruine auf der Bauliste natürlich an letzter Stelle und ist weit aus dem Fokus gerückt.
Aber das soll sich jetzt ändern!
Um den weiteren Verfall dieses geschichtsträchtigen und kulturhistorisch wertvollen Gotteshauses zu stoppen und ihm wieder die gebührende Aufmerksamkeit und Beachtung zu schenken, haben wir im Mai 2014 den kleinen Förderverein „Kirchenruine Dambeck e.V.“ gegründet, der aus nunmehr 9 Mitgliedern besteht und sich diesem Vorhaben widmen möchte.